Jahresbericht 2020
Unser Jahr 2020 war geprägt von einigen dramatischen tierischen Notfällen, extremen Geldsorgen, und dann natürlich von der Pandemie mit ihren Auswirkungen auf jeden Lebensbereich. Wir hatten aber auch Grund zur Freude, als wir endlich die Handelsbewilligung vom Veterinäramt bekommen haben und somit auch Ende des Jahres unseren ersten grossen Traces-Transport in die Tat umsetzen konnten. Die beiden Reisen nach Montenegro waren besondere Highlights im Tierschutz-Jahr und hatten wunderbare Nachwirkungen.
Den ganzen Jahresbericht im PDF Format finden Sie hier.
HFM_Jahresbericht 2020
27.10.2020
Ein wunderbarer Bericht von Steffi (Pfötchenclub Olpe), die mit uns gemeinsam diese äusserst anstrengende Reise nach Ulcinj, Montenegro unternommen hat.
Steffi hat uns enorm unterstützt, hat sich ohne grosses Federlesen in die Arbeit gestürzt! Sie wurde von Mücken so fest gestochen, dass sie sogar notfall mässig in die Ambulanz musste. Hunde und Katzen haben sie vollständig in Beschlag genommen. Unsere Freunde in Ulcinj haben Steffi sogleich in ihr Herz geschlossen. Die Erlebnisse, die verrückten Umstände, die vielen Eindrücke von Tieren und Menschen in Not, den Tierschützern, die gegen Windmühlen kämpfen sind so vielfältig, oft tief bedrückend aber auch von Hoffnung geprägt, das wirkt noch lange nach.
Ganz ganz starke Leistung, liebe Steffi! Jederzeit wieder mit Dir! Falls das jemals wieder in Betracht kommt für dich? Danke auch für dein Vertrauen in uns und das deiner Familie, die dich für eine Woche auf diese Balkan-Reise entliessen. Mit Sicherheit hast du jetzt auch ein Herz für Montis
In Dankbarkeit, Renate
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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben!
Dieser Satz wird von mir genauso unterschrieben. Ich habe mich auf Tierschutzreise nach Montenegro begeben und Dinge gesehen und erlebt, die ich mir nicht hätte vorstellen können. Es war so viel, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll….
Die Fahrt von knapp 2.000 km startete in Ulm, wo ich (zusammen mit der Vorsitzenden des Vereins „Heart for Montis“, die den ganzen Transport organisiert hat und einer aktiven Tierschützerin aus meiner Gegend) einen geliehenen Sprinter mit Sachspenden vollpackte. Irgendwo fand sich auch noch Platz für unser Reisegepäck, denn es war ja eine Woche „Aktiv- Urlaub“ geplant.
Und dann ging es los. Kilometer um Kilometer und Grenze um Grenze kamen wir unserem Ziel näher. Der Weg führte uns an der schönsten Küstenstraße der Welt entlang und wir konnten die Sonne über dem Meer aufgehen sehen. Ein beeindruckender Anblick.
Irgendwann war es da, das Dorf Ulcinj, am Meer gelegen im Süden von Montenegro. Und was ebenfalls zeitgleich da war, waren Straßenhunde. Manche gut genährt, andere ganz offensichtlich krank. Die Müllcontainer waren bevölkert mit verwilderten Hauskatzen, die sich hier eine „leckere“ Mahlzeit zusammensuchten.
Unser Lager schlugen wir bei einer tierlieben Frau auf, die uns ihre Gästezimmer zur Verfügung stellte. Dort angekommen, wurden wir von zwanzig Hunden freudig begrüßt und auch die ein oder andere Katze, von den vorhandenen sechzig, schaute auf eine kleine Streicheleinheit vorbei. Nach einem wohlverdienten Kaffee luden wir unsere Sachspenden aus. Und ab hier verliert sich mein Gefühl für Raum und Zeit. Die folgenden Tage waren vollgepackt mit Kontrollbesuchen bei Menschen, die Tiere für den Verein „Heart for Montis“ pflegen, Besuche im Veterinum, dass sich fast wie unser zweites Zuhause anfühlte, so oft waren wir dort. Katzenfangaktionen, um verwilderte Straßenkatzen zu kastrieren und das Streicheln und Gassi führen von Hunden, wo sonst einfach die Zeit fehlt. Und organisieren, organisieren und organisieren, denn in diesem Land ist einfach alles anders.
Beeindruckend war alles; allerdings haben ein paar Vierbeiner eine Spur in meinem Herzen hinterlassen und die möchte ich euch gerne vorstellen.
DICKENS – ist ein serbischer Laufhund, aber das konnte man erst später erkennen. Als er von einer sehr aktiven Tierschützerin in Ulcinj auf der Straße gefunden wurde, bestand dieser Hund nur aus Haut und Knochen. Fell war nur noch an einzelnen Stellen vorhanden. Nach dem Besuch im Veterinum war klar, dass Dickens einen Herzwurm, Leishmaniose und Demodex hat.
Mit ganz viel Liebe und regelmäßiger Medikamentengabe ist Dickens inzwischen ein stattlicher, älterer Herr, der ein liebevolles Zuhause mit einem bequemen Sofa sucht. Auf diesem Platz habe ich ihn das erste Mal gesehen und es wäre wirklich schön, wenn er für seinen Lebensabend ein schönes Zuhause finden würde.
RAZDA – dieser weiße Kater befand sich während unserer Zeit in Montenegro im Veterinum. Ich kenne ihn also nur vom „Hörensagen“. Er hatte tiefe Wunden an den Ohren, als er gefunden wurde, und es stellte sich heraus, dass es sich um Hautkrebs handelt. Nun befindet er sich in der Obhut von unserer Herbergsmutter und wird gepflegt und gepäppelt. Ausserdem wird er für die Ausreise nach Deutschland vorbereitet, denn die montenegrinische Sonne ist nichts für einen hautkrebskranken Kater.
Übrigens ist es gar nicht so einfach ein Tier für die Ausreise vorzubereiten. Montenegro ist Tollwutrisikogebiet, daher gelten strenge Richtlinien, wenn man diese Tiere in die EU einführen möchte. Als erstes werden die Tiere gegen Tollwut geimpft, anschließend muss 30 Tage gewartet werden. Dann erfolgt der sogenannte Titertest. Dafür wird dem Vierbeiner Blut abgenommen und es wird kontrolliert, ob die Tollwutimpfung angeschlagen hat. Wenn diese Hürde genommen ist, folgen nochmal 90 Tage Quarantäne und erst danach hält man alle nötigen Papiere in der Hand, um einem Tier ein anderes Leben zu ermöglichen.
LALA – wurde uns von einer netten Restaurantbesitzerin quasi ins Auto getragen. Die Hündin war zitternd in das Restaurant gelaufen, um dort Hilfe zu suchen. Somit stand mal wieder eine Fahrt ins Veterinum an. Zuerst dachten wir, dass Lala die Mutter von unseren gefundenen Welpen ist. Dem war aber leider nicht so. Damit blieb Lala im Veterinum, um mit Antibiotika wieder auf die Beine zu kommen, damit sie anschließend kastriert werden kann. Und wieder kam es anders als geplant. Kaum waren wir in Deutschland angekommen, erhielten wir die Nachricht, dass Lala hoch trächtig ist und eine Kastration somit unmöglich. Nun fängt alles wieder von vorne an. Wo ist ein guter Platz, an dem Lala ihre Welpen zur Welt bringen kann? Wer finanziert die ganzen Kosten der Pensionsunterkunft, der tierärztlichen Versorgung, der Vorbereitungen für die Ausreise? Wo können die Tiere ihre Quarantänezeit verbringen? Immer, wenn man einem Tier geholfen hatte, kamen zehn neue Sorgenfelle hinzu.
Mit einer Woche Abstand betrachtet bin ich nach wie vor der Meinung, dass das erste und oberste Ziel sein sollte, die Straßenhunde und -katzen zu kastrieren und ihnen ein freies Leben vor Ort zu ermöglichen. Leider ist das nicht immer machbar, da die Tiere durchaus vergiftet, getreten und erschossen werden. Und für die Tiere mit Handicap ist es das beste, wenn sie ein schönes Wohnzimmerplätzchen irgendwo in der EU finden.
Wer gerne mehr über die Arbeit des Vereins „Heart for Montis“ erfahren möchte oder einem der vielen Tiere ein neues Zuhause geben möchte, der findet hier https://www.heart-for-montis.ch/ nähere Informationen.
Wer das Kastrationsprogramm finanziell unterstützen möchte, der kann gerne auf das Pfötchenclubkonto eine Spende überweisen und die Aktion „100 Kastrationen für Montenegro“ weiter voran bringen. Bitte mit dem Vermerk „Katzenkastrationen Montenegro“.
Darwins Geschichte:
Am 29. Juli 2018 erhielt Azra, die zu jenem Zeitpunkt ausser Landes war, über div. soziale Medien die Nachricht, dass hinter der Grundschule in Ulcinj ein verletzter Hund liegt, der vor Schmerzen schrie. Wie üblich fand sich niemand, der bereit war, den Hund zu bergen. Es dauerte viele Telefonate lang, bis Azra endlich jemanden finden konnte, der den Hund in die Klinik brachte. Der Hund musste schon einige Tage verletzt dort gelegen haben, nachdem er von einem Auto angefahren wurde, so dass offene Liegewunden entstanden waren, die voller Maden waren … Sie waren dabei, den armen Jungen, der gelähmt und sich nicht bewegen konnte, bei lebendigem Leib aufzufressen. Was musste das arme Tier gelitten haben.
In der Klinik wurde der Hund von den Maden und befreit und mit Schmerzmitteln versorgt.
Die Untersuchung ergab, dass der Oberschenkel gebrochen und auch Nerven in der Wirbelsäule durch den Unfall geschädigt waren.
Zurück in Ulcinj besuchte Azra den Hund, den sie Darwin nannte, regelmässig in der Klinik. Nach einer Woche begann er endlich von selbst zu fressen.
Seine ganze Geschichte können Sie hier lesen:
Darwins Geschichte_red
Sept. 2020
Kurztrip nach Montenegro (6. bis 9. Juli 2020):
(Andrea und Renate)
Die wenigen Tage in Ulcinj haben uns mit vehementer Macht vor Augen geführt, wie sehr die Katzen in Montenegro leiden. Die hungernden, meist jungen Katzen auf den Strassen führen ein Schattendasein. Die meisten sind sehr scheu und huschen davon, wenn ein Mensch sich nähert. Aus den Mülltonnen versuchen sie sich aus den Essensreste der Menschen zu ernähren. Diese Bilder von den ausgemergelten Katzen haben sich uns eingebrannt. Keine Katze sollte in eine Welt hineingeboren werden, in der sie nicht erwünscht ist. Mit dem unbedingten Willen hier eine Verbesserung zu etablieren – wieder Kastrationen zu ermöglichen – hat Andrea ihre Freundinnen beim Pfötchenclub in Olpe (DE) erreicht, die die Sammelaktion “ 100 Kastrationen für Montenegro“ ins Leben gerufen haben. Wir danken den jungen Tierschützerinnen sehr herzlich für die Anteilnahme und Ihre Aktion! Zusammen sind wir stark, dass ist unsere gemeinsame Devise! Mit unseren Partnern vor Ort wollen wir uns nebst den Kastrationen für Strassenhunde und den Haushunden von mittellosen Besitzern auch wieder den Kätzchen zuwenden, die sicher ein besseres Leben haben werden, wenn sie nicht noch für ihren Nachwuchs sorgen müssen!
6. Juli 2020
Endlich ist es soweit. Die Grenzen sind nun wieder geöffnet und so macht sich Renate mit einem vollbepackten Auto auf den langen Weg nach Montenegro.
Nebst Futter, Hundeboxen, Hundebassin (für den heissen montenegrinischen Sommer) sind wiederum viele wertvolle Sachenspenden von unserer treuen und grosszügigen Gönnerin, Christa Maitz, dabei
Ab München ist Andrea, eine liebe Tierschutzkollegin aus Deutschland mit dabei und wird Renate auf der langen Fahrt begleiten.
7. Juli 2020
Nach über 1500 durchgefahrenen Kilometern müde aber sicher in Montenegro angekommen.
Kurz ausruhen und schon am Nachmittag gleich zusammen mit Azra ein kurzer Besuch bei den Roma. Die mitgebrachten Süssigkeiten an die Kinder verteilt. Mehrere Hunde gegen Flöhe und das verletzte Ohr eines Hundes behandelt und es geschafft Simparica an 3 Hunde mit Hautproblemen zu verabreichen.
Und einen Welpen gerettet, der krank ist und nur da liegt, ohne zu essen oder zu trinken. Er wurde sofort in die Klinik gebracht. Glücklicherweise waren sowohl Staupe- als auch Parvo-Tests negativ, aber er ist voller Zecken und Würmer und musste zur Behandlung und zum Erhalt einer Infusion in der Klinik bleiben.
8. Juli 2020
Dieser Tag beginnt gleich mit einer Tragödie.
Der kleine Welpe, den Andrea «Pedro» getauft hat, hat es nicht geschafft ….. der einzige – wenn auch nur ein sehr kleiner – Trost ist, dass Pedro in seinen letzten Lebens-stunden noch erfahren durfte, was menschliche Fürsorge bedeutet….